Wie wir Euch schon mitgeteilt haben, fuhren wir am 18. März 2005 los.
Den ganzen Tag über verbrachten wir damit die restlichen Kisten zu verstauen und die restlichen Dinge in den schon lange abfahrtbereiten Bus zu laden.
21.00 Uhr: Wir haben es geschafft. Ein letztes Mal rollen wir aus dem Hof in Pfreimd. Dieses Mal ist es anders. Ein letzter Blick zurück, dann nach vorne. Wir schauen uns beide an. Wir lachen, wir weinen, Raimund dreht die Musik auf (unser Lied von Haindling „Umlaufbahn“), ich drehe das Fenster runter und schreie. Ein unbeschreibliches Gefühl empfinden wir. Ein Gefühl der wirklich grenzenlosen Freiheit. Was werden wir erleben, wie wird es uns gehen, wird es so sein wie wir es uns vorgestellt haben, wird das Leben anders werden? Tausend Fragen tausend Gefühle gehen durch meinen Kopf. Ich frage Raimund: „Wie geht es Dir, was fühlst Du?“ „Im Moment fühle ich mich leer“. Irgendwo hat Raimund recht. Leere und trotzdem Zufriedenheit. All die Monate der Vorbereitungen, all die kleinen und größeren Probleme. Vergangenheit !
Zur Abfahrt bereit!!!
Wir fahren los Richtung – Nordwesten! Über Frankfurt – Trier – Luxembourg – Belgien (ein kurzer Abstecher nach Brugge – ich weiß ich kenne es schon fast in- und auswendig von meinen Touren, aber ich möchte es gerne Raimund zeigen) – Frankreich, Calais. Hier der erste unfreiwillige Stop. Es ist 11.00 Uhr. Auf dem Industrie- und Hafengebiet in Frankreich wird gestreikt – Auskunft: Wahrscheinlich nur heute. Also ausharren. Dann sehen wir ein Auto welches nicht wieder Richtung Ausfahrt fährt. Und noch eines und wieder eines. Wir also wieder zum Infoschalter. Zwischenzeitlich schon 18.00 Uhr. Ja in 30 Minuten geht eine Fähre nach Dover. Wir also wieder zurück zum Verkaufsschalter. 18.10 Uhr. Vor uns noch zwei Personen am Schalter. 18.15 Uhr. Geschafft, wir haben die Karten. Rein in den Bus, rüber zum Einchecken. Es scheint als ob die Strecke bis zum Check in endlos ist. Dann Passkontrolle Frankreich. Zweite Passkontrolle der Briten. 18.20 Uhr. Ein britischer Zöllner winkt uns raus. „Bitte machen sie mal den Bus hinten auf.“ Auch das noch! Er sieht mit der Taschenlampe hierhin und dorthin. Dann ein freundliches „Have a good trip“ 18.25 Uhr. Endlich, wir sind der letzte PKW der auf das Schiff fährt. Das Hafengelände rund um das Schiff ist hermetisch mit einer 100schaft von Polizisten abgesperrt. Was ist denn hier los? Endlich wir sind auf dem Schiff, mittlerweile schon 18.35 Uhr. Gespenstisch, das Schiff ist fast Menschen-/ Autoleer. Wir erfahren, dass dies heute das erste und einzige Schiff ist, welches den Hafen von Calais „beladen“ verlässt. Da hatten wir ja Glück! Die Anwesenheit der Hundertschaft von Polizisten ist wegen der Sicherheit der Streikbrecher geordert worden. Eineinhalb Stunden später sind wir in Dover. Inzwischen schon dunkel, legen wir uns direkt am Strand auf einen Parkplatz in unserem Bus schlafen. Am nächsten Tag fahren wir über die Küstenstraße Richtung Cornwall.
Die Ostertage führen uns kreuz und quer durch die wunderschöne Landschaft in Cornwall. Märzenbecher, Rhododendron und Camellienbüsche in voller Blüte, Primeln sowie der erste Ginster. Das Wetter ist sonnig bis gut durchgemischtes englisches Wetter. Regen nur gelegentlich. Wir genießen unser neues Leben in vollen Zügen. Gehen spazieren wenn uns danach ist, lesen, schreiben oder tun einfach gar nichts und blicken aufs Meer. Versuchen zur Ruhe zu kommen und das alte Leben hinter uns zu lassen.
Überdies freunden wir uns mit unserem neuen Leben an, besser gesagt mit den Dingen welches unser neues Leben mit sich bringt. Zum Beispiel Kochen: Im Bus zu kochen muss wohl durchdacht sein, jeder Schritt wohl überlegt. Sämtliche Kochutensilien müssen mehr oder weniger zuerst um einen herumverteilt werden, zum einen aus Platzmangel zum anderen weil alles so exakt in die jeweiligen Schubläden und Kästen eingeschlichtet ist, dass wenn man einen Topf braucht, somit auch alle anderen aus dem Kasten genommen werden müssen. Eine ziemliche Umstellung und immenser Zeitaufwand, von der wir aber reichlich haben. Mit den Tagen und Wochen werden wir mit Sicherheit das für uns beste System herausgefunden haben. Ebenso freunden wir uns mit den wenigen technischen Einrichtungen unseres Buses an. Allen voran der Kühlschrank welcher auf drei verschiedene Arten betrieben werden kann. Mit Batterie während der Fahrt, mit Elektrizität auf dem Campingplatz und mit Gas wenn man mehr oder weniger irgendwo in der „Pampa“ steht. Mit Gas zu kochen ist klasse; allerdings den Kühlschrank mit Gas betreiben eine Umstellung. Auch wenn selbstverständlich eine Lüftung eingebaut ist – Gas riecht!
Übrigens für alle von Euch, welche uns eine E-mail geschrieben aber noch keine Antwort bekommen haben, wir haben etwas Probleme unsere E-mails abzurufen. Das Problem wie wir an unsere Post kommen info@windrose-unterwegs.com sollte aber hoffentlich bald behoben sein. Bitte NICHT mehr an Mark-Meissner@t-online.de, da kommen wir überhaupt nicht mehr ran!!!!!!!!
Weiter zu unseren bisherigen Erlebnissen:
Wer Cornwall besucht, sollte nicht verpassen einmal einen typischen Cream tea zu probieren. Was ist das? Anstatt des bekannten 5 o´clock tea, zu welchem Sandwiches und Biskuites gereicht werden, hat man hier den geliebten Tee mit Milch und dazu Scones, clotted cream und Erdbeermarmelade. Für meine Begriffe schmeckt dies himmlisch, zumindest für einmal probieren, währenddessen es für Raimunds Geschmack zu fettig ist. Dieser Cream Tea wird überall in Cornwall angeboten, die besten und zugleich außergewöhnlich liebevoll arrangierten bekommt man aber auf dem Land, fernab von fast jedem Tourismus. Da sieht man dann Schilder an der Straße: Farm – Cream Tea.
Nachdem wir einen dieser wunderbaren Cream teas getrunken/ gegessen hatten, kam am Abend – als wir nach einem schönen Stellplatz zum Schlafen suchten – das nächste Highlight. Leider gibt es in Cornwall nicht sonderlich viele schöne Stellplätze, aber nicht mangels schöner Plätze. Der Grund dafür liegt an der hohen Bevölkerungsdichte und zusätzlich noch jede Menge Tourismus. Somit sieht man dann an den wenigen schönen Plätzen sofort diese für uns schrecklichen Schilder „No overnight parking“. Unweigerlich wird man dadurch auf Campingplätze gelotst, die für uns mit der Zeit zu teuer sind. Eine Nacht für ca. 15 Euro Standplatzgebühr. Also zurück zu unserem Highlight. Wir fanden ein wunderschönes Plätzchen über den Klippen bei Church Cove (liegt auf der Halbinsel von Lizard) wo wir mit unserem Bus stehen konnten. Völlig abgeschieden. Außer den teilweise meterhohen Wellen welche an die Klippen brandeten, kein einziges Geräusch. Nur wir und die Gewalt der Natur. Zwei Tage verbrachen wir dort und genossen jeden Augenblick davon. Danach ging es nach Helston wo wir leider einen nicht geplanten zweitägigen Stop einlegen mussten. Die Lichtmaschine unseres Buses war defekt. Doch wir hatten Glück im Unglück. Zwei Minuten Fußweg entfernt lag eine Werkstatt, in welcher der Schaden behoben wurde. Da dies jedoch nicht mehr am selben Tag zu reparieren war, weil die neue Lichtmaschine erst geordert werden musste, nächtigten wir in dieser Nacht auf dem Gelände der Werkstatt zwischen Autowracks und leeren Öltonnen!! Die Zeit in der wir warten mussten, nutzen wir dann eben um diesen Eintrag fürs Reisetagebuch fertig zu stellen und unsere E-mails abzuholen. Leider funktionierte letzteres dann doch nicht wie Ihr inzwischen wisst. Aber was soll es, wir haben ja alle Zeit der Welt und Probleme sind da um sie zu lösen. Nun das wars fürs erste von uns.
Wir wünschen Euch allen
„Gelassenheit, welche man braucht um ein Problem anzusehen
und das nötige Quentchen Glück um es zu lösen.“