Bevor wir mit unserem neuen Reisebericht wieder etwas „Reisefarbe“ in Euren Alltag bringen wollen, haben wir noch etwas auf dem Herzen:
Herzlichen Dank für all Eure lieben Einträge ins Gästebuch und den emails, mit denen Ihr uns immer wieder zeigt, dass auch Ihr an uns denkt! Ihr müsst wissen, dass es für uns schon ein „Heiliges Ritual“ geworden ist, bevor wir irgendetwas am Computer im Internetcafe arbeiten, gehen wir zuerst in die Rubrik Gästebuch und schauen, wer uns denn jetzt wieder ein paar liebe Zeilen geschrieben hat. Das versüßt uns sozusagen den Tag. Anfangs wollten wir allen, welche uns ins Gästebuch geschrieben haben, zurückschreiben, aber dann haben wir realisiert, dass wir dann nur noch vor dem „Ding“ sitzen würden. Und letztendlich sind die Reisebucheinträge ja von uns an Euch, also unsere Antwort auf Eure Zeilen. Danke Euch allen – keep doing it!!Und noch etwas wollten wir Euch allen mitteilen:
Unsere Mark-Meissner@t-online.de mailadresse funktioniert wieder. Dafuer aber funktioniert die windrose adresse nicht. Hi Hi Hi Also falls Ihr uns vielleicht schon eine mail geschrieben habt und wir haben uns noch nicht gemeldet, mag es vielleicht daran liegen (ausser natuerlich wir hatten zu viel zu tun!!). Die Mark-Meissner Adresse werden wir definitiv fuer die Zukunft behalten.
Route:
Ostküste Schottland – Nordwestschottland – Orkney Inseln – Shetland Inseln
Um zu Arbeiten ist es hier fast zu schön und außerdem erlaubt es unser Budget noch, die Zeit und das Land zu genießen.
Nach einer Woche an der Ostküste zieht uns die Einsamkeit und die raue Schönheit der Natur nochmals in den Nordwesten.
Eine Tierwelt welche bei uns nur noch selten oder gar nicht mehr zu sehen ist, können wir hier in nächster Umgebung beobachten. Zum Beispiel Hirsche. Bei unserer letzten Schottlandreise sahen wir, nachdem wir von einer Wanderung zurück kamen, ein Rudel Hirsche von ca. 50 Stück in der Nähe unseres Autos stehen. Da diese von uns durch einen Zaun getrennt waren, dachten wir „ aha ein Hirschgehege“. Vor ein paar Tagen jedoch kamen wir mit einem Förster ins Gespräch und er erklärte uns, die Zäune sind nicht da um die Hirsche im Gehege zu halten sondern um die Dörfer und Ortschaften vor den Hirschen zu schützen, da diese alle Setzlinge und Pflanzen anfressen. So sind viele Ortschaften komplett umzäunt und an deren Ein- u. Ausfahrten sind „Deergrids“ (Hirschgitter) installiert; dies sind quer über die Straße eingelassene Wannen die mit einer Art Gitterrost überspannt sind. Der Abstand von einem zum anderen Eisenträger ist genau so groß, das kein Tier, aber jedes Fahrzeug die Stelle überqueren kann. Wenn wir die Hirsche zusammenzählen welche wir lediglich in den letzten 6 Wochen hier gesehen haben, kommen wir auf an die 1000 Stück ohne Übertreibung!! (Ich weiß, ich persönlich neige manchmal zu Übertreibungen, doch Gott sei Dank habe ich einen guten Gegenpol. Also, ihr könnt es ruhig glauben). Der Förster hat uns erklärt, dass die Hirsche vieler Orts zur Plage werden. Leider kann man wenig gegen die große Population tun, da die Highlands im allgemeinen ein sehr sumpfiges Gebiet sind und die Gegend dadurch nicht überall zugänglich ist. Für uns „Zuseher“ allerdings ist es immer wieder faszinierend, so großen Herden von wildlebenden Tieren beim Grasen zuzusehen.
Dann ist da noch die Vogelwelt, Arten die bei uns zu hause selten geworden sind, wie das Auerhuhn, der Kuckuck, der Kiebitz, die Eiderente usw. Hier können wir diese teilweise in Scharen genießen. Jedes Mal wenn wir einen neuen Lagerplatz für die Nacht beziehen, begrüßt uns der Kuckuck.
Raimund behauptet, das ist immer der gleiche Kuckuck der uns hinterher fliegt und das schon durch ganz Großbritannien. (?) Irgendwie sind wir auch schon richtige „Birdwatcher“ Vogelbeobachter geworden. Auch wenn wir anstelle eines riesen Fernrohres – die ganz normale Ausführung der Britten – (sind so groß und sehen auch so aus wie Kanonen) nur unser Mini-Fernglas (sehr gute Leistung) benutzen.
Wenn wir von unseren bisherigen Schottlandreisen erzählten wurden wir oft gefragt: „Wie kommt ihr mit dem Essen klar“ Ehrlich gesagt, gar nicht. Bekannterweise besteht das schottische Essen zum Großteil aus Fastfood und frittierten Dingen. Sogar die besten Riesengarnelen werden hier frittiert. Aber wenn jemand wie wir, die Welt sehen will und mit „angezogener Handbremse“ Geld ausgibt, der verkneift es sich ohnehin in ein Restaurant oder Pub zu gehen. (In den Pubs bekommt man sogenannte Pubessen, welche die abgespeckte Version des Restaurantessens ist, aber auch horrend teuer für deutsche Verhältnisse, 7,50 Euro für eine Art Vorspeise, bis 20 -25 Euro das Hauptgericht). Einige Gerichte der schottischen Küche sind aber dennoch erwähnenswert. Haggis (Schafsinnereien zerhackt, mit Hafer vermischt und gewürzt), das schottische Nationalgericht, schmeckt besser als es sich anhört. Auch Wildgerichte, sehr zart, gut zubereitet und noch nicht mal frittiert! Zum Abschluss jedes Essens gehört natürlich ein gutes Glass Single Malt Whisky.
Allerdings haben wir in der Küche Schottlands und auch im Supermarkt Veränderungen in den letzten Jahren festgestellt. Vor Jahren gab es außer dem wabbeligen Toast (verzeiht unsere englischen Freunde, aber wir lieben unser gutes Schwarzbrot über alles!) rein gar nichts anderes zu kaufen. In den letzten Jahren kann man in den Supermarktketten tatsächlich ein sehr gutes französisches Baguette kaufen. Tja und gestern haben wir durch Zufall in einem Supermarkt einen Probierstand mit „deutschem Brot“ gesehen. Es sah nicht nur so aus, es schmeckte auch annähernd danach. Das gibt es aber noch nicht zu kaufen. Komische Verkaufsstrategien.
Soviel mal zwischen durch, nun zu unserer weiteren Reiseroute. Wie bereits oben erwähnt, zieht es uns noch mal in den Nordwesten, wo es nicht nur eine raue Bergewelt gibt, ja man glaubt es kaum, hier gibt es auch Sandstrände, die an einem sonnigen Tag vom Aussehen her mit denen der Südsee oder der Karibik locker mithalten können. Nur mit der Temperatur hapert es noch ein bisschen.
An solchen Plätzen bleiben wir natürlich auch schon mal ein paar Tage. Weiter führt uns die Straße immer wieder an verlassenen Dörfern und Bauernhäusern vorbei.
Je weiter wir nach Osten kommen, umso dichter ist das Land wieder besiedelt.
In Thurso (Nordschottland) angekommen, die erste größere Stadt nach einer Woche, füllen wir zuerst unsere Vorräte wieder auf. Seit ein/ zwei Jahren hat Deutschland. den Markt in Großbritannien erobert. Besser gesagt die Marktketten Lidl und Aldi. Es liegt uns fern, hier für diese Ketten Werbung zu machen, doch können wir beim Einkaufen im Vergleich zu den britischen Supermarktketten jede Menge Geld sparen. Für das Gemüse zahlen wir am Freitag und Samstag nur den halben Preis als an den restlichen Wochentagen. Und die Qualität ist genau so gut wie in den anderen Supermärkten. Viele Artikel kommen direkt aus Deutschland. Zum Beispiel der Mozzarella kostet 0,69 Schottische Pfund. Vierzehntage zuvor sahen wir diesen in einer anderen Supermarktkette für 1,29 Schottische Pfund. Wie wir den Mozzarella umdrehen und auf der Verpackung den Aufdruck des Herstellungsland suchten, staunten wir nicht schlecht: „ Hergestellt im Goldsteig-Milchwerk, Cham in der Oberpfalz“.
Es sind die letzten Tage auf dem schottischen Festland. Beim Leuchtturm am Dunnet Head, wo wir schon mal vor ca. drei Wochen übernachteten, schlagen wir unser Nachtlager auf.
Das letzte Mal sahen wir nur in der Ferne die Orkney Inseln. Dieses Mal, besser gesagt auf dem darauf folgenden Tag, nehmen wir die Fähre zu den Orkney Inseln. Die raue See schaukelt das alte Fährschiff nach eineinhalbstündiger Überfahrt in den sicheren Hafen von St. Margaret`s Hope. Nach kaum einer halben Stunde auf der Insel unterwegs, merken wir – dies ist eine andere Welt. Der krasse Gegensatz zu den schottischen Highlands. Weites flaches Farmland, überall grün mit weidenden Schafen und Kühen. An fast jeder Stelle der Inseln haben wir Blickkontakt zum Meer. Im Westen wird es dann doch etwas steiler und es gibt sogar Klippen.
Die Orkney Inseln und besonders die Bucht Scapa Flow sind ein Paradies für Wracktaucher. In den beiden Weltkriegen waren diese Schauplatz kriegshistorischer Ereignisse mit deutscher Beteiligung. Die Hochseeflotte des Deutschen Kaiserreiches, zur damaligen Zeit die zweitgrößte nach der britischen, wurde im November 1918 im Heimathafen der britischen Marine in die Bucht von Scapa Flow interniert. Die Schiffe wurden entwaffnet und von den Briten überwacht. Eine Notbesatzung aus deutschen Matrosen befand sich auf jeden der über 70 Schiffe. Nachdem die britische Flotte am Morgen des 21. Juni 1919, Scapa Flow zu einem Manöver in die Nordsee verlassen hatte, gab der Kommandeur des internierten Verbandes, Konteradmiral Ludwig von Reuter, das Kommando zur Selbstversenkung aller deutschen Schiffe. Er nahm an, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag nicht annehmen werde und die Feindseligkeiten am nächsten Tag wieder aufgenommen werden würden. Als die britische Flotte vom Manöver zurückkam, war Scapa Flow im wahrsten Sinne des Wortes ein Trümmermeer. Im zweiten Weltkrieg gelang einem deutschen U-Boot das Unmögliche. Kapitänleutnant Günter Priem konnte mit der U-47 in einen der zwei Zugängen zur Bucht unbemerkt einzudringen und das Kriegschiff HMS Royal Oak mit 1400 Mann Besatzung zu versenken. In der Kathedrale von Kirkwall fanden wir einen Gedenkstein, der an die über 880 Seeleute erinnert, die bei dieser Versenkung ihr Leben ließen. Die Wracks der gesunkenen Schiffe wurden weitestgehend gehoben, einige verblieben jedoch am Meeresboden. Noch heute zieht Scapa Flow Taucher aus aller Welt an.
Uns zieht es noch weiter in den Norden, zu den Shetland Inseln (60. Breitengrad). Auf ca. halbem Wege zwischen Schottland und Norwegen liegt das Archipel mit seinen hundert Inseln, 22000 Einwohnern und 330 000 Schafen.
Diesmal wird es eine Nachtfahrt. Um 23.15 Uhr fahren wir in den Bauch des Fährschiffes. Nachdem wir unser Schlafgemach bezogen haben und das Schiff bereits abgelegt hat, gehen wir beide noch mal an die Reling um frische Meeresluft zu schnappen. Es ist bereits 0.10 Uhr und im Norden dämmert es noch immer. Das Meer ist heute Nacht recht ruhig. Die Fahrzeit von den Orkneys zu den Shetland Inseln ist mit 7 ¾ Stunden angegeben. Die rhythmischen Geräusche der Schiffsmotoren beschleunigen sogar unser Einschlafen auf den relativ bequemen Schlaffsesseln, die eher wie Kinosessel aussehen. Kurz vor 7.00 Uhr weckt uns dann eine Stimme aus dem Lautsprecher „ In einer halben Stunden legen wir in Lerwick an“. Nach dem „auschecken“ fahren wir auf eine Anhöhe über Lerwick, wo wir erst mal Frühstücken.
Wir legen für die nächsten Tage unsere Fahrroute fest.
Heute kommen wir noch bis zum westlichsten Punkt des Mainlands wo wir einen herrlichen Standplatz für die Nacht beziehen. Neben einen Leuchtturm hoch oben auf den Klippen mit unendlicher Weitsicht aufs Meer. Der Wind wird immer kräftiger. Nach reichlicher Überlegung beschließen wir einen neuen, etwas geschützteren Standplatz zu beziehen. In der Nacht kommen auch noch heftige Regenfälle dazu. Ich bin noch so im Halbschlaf, als ich Michaela „Oh Gott …. wir stehen mit unserem VW-Bus in einem Bach“ höre. Da wo vor sechs Stunden noch trockener Boden war, ist nun ein Bachlauf. Der Boden ist Gott sei Dank gefestigt und wir haben keine Probleme unser Fahrzeug wieder auf den Weg zu bringen. Der Wind und der Regen werden immer heftiger. Nun sieht man sogar die Regenwände, die der Wind umher schiebt. Wir verbringen den Tag mit Lesen und schauen uns DVD-Filme auf unserem Laptop an, die wir extra für solche „ extremen Sonnentage“ mitgenommen haben.
Im Laufe des nächsten Tages wird es auch noch kälter. Wir haben Tageshöchstwerte so zwischen 4 ° – 7° C. Wir lassen die Standheizung fast stündlich laufen. Am Abend, als wir auf unserem Weltempfänger über die Deutsche Welle die Wetteraussichten für Deutschland hören, trauen wir unseren Ohren nicht. “ Hamburg 31° C, Frankfurt 30 ° C und München 28 ° C “. Das Wetter ändert sich auch die folgenden beiden Tage nicht. Heute Morgen hatten wir es satt und fuhren in die Inselhauptstadt nach Lerwick wo wir noch bis vor ein paar Stunden im Whirlpool des Inselhallenbades saßen und geistig bei den sommerlichen Temperaturen in Deutschland weilten.