Die Familie der „ Südamerika-Fahrer“ ist groß. Man trifft jemanden, der wiederum kennt den, welchen man Wochen zuvor getroffen hat. Und oft trifft man sich Wochen oder Monate später irgendwo wieder, trotz der großen Entfernungen. Am Ortseingang bei der Rangerstation von El Chaiten sehen wir aus der Ferne einen orangefarbigen VW-Bully mit weißem Dach und altem schwarzen österreichischen Kennzeichen. Der Fahrer ,weißer Bart, straffe Hosenträger. Das kann nur der Sepp aus Österreich sein, sage ich zur Michaela. Der
72 jährige reist mit seinem 20 jährigen Vehikel alleine durch Südamerika. Wir kennen uns bereits vom Campingplatz in Ushuaia. Er erzählt, er war schon oft in Südamerika unterwegs und dieses Jahr ist es nun wirklich seine letzte große Tour.
Sepp war auch Bergführer in seinen jungen Jahren und hat so manchen hartnäckigen Gipfel dieses Planeten mit seinen Bergfreunden erklommen. Er verrät uns, welche Bergtouren hier im Chalten- Massiv besonders schön sind und welche wir bedenkenlos gehen können. Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg. Nur mühsam kommen wir „in den Gang“, denn die Hitze heute macht uns zu schaffen.
Dafür werden wir mit grandiosen Ausblicken und der Schönheit der Natur belohnt. Ein guter Schlaf ist uns heute gewiss, dachten wir. Als wir spät abends die VW-Tür schließen und den Rest der Welt hinter uns lassen wollten steht Sepp mit seinem „nachttauglichen“ Fernglas vor der Tür und weiht uns in die Geheimnisse des südlichen Sternenhimmels ein. Er zeigt uns Sterne und Sternennebel welche wir zuvor mit dem bloßen Augen noch nie gesehen haben. Wir sind ihm dankbar, dass er sein Wissen an uns weiter gibt aber auch wirklich müde. Nach vier Tagen verlassen wir das kleine Dörfchen El Chalten und kehren auf die Cuarrenta (Route National No.40) zurück.
In Tres Lagos heißt es nochmals den Tank voll machen. Auch wir tanken nochmals auf. Wir vertilgen beide eine kalte Cola und ein Sandwich Marke Gummibrot mit Käse und Schinken belegt. Vor uns liegen nun 500 Kilometer staubige Schotterpiste bis Perito Moreno. Dazwischen nichts als eine handvoll Steppenweiler und ein dutzend Estancias. Estancias nennt man hier die Groß-Bauernhöfe. Diese leben meist von Rinder- und Schafzucht, auf einigen kann man auch übernachten. Die meisten Estancias in Patagonien liegen von den Hauptrouten einige Kilometer abseits im Hinterland der Meseta. Sie „verstecken“ sich in Senken oder tiefen Canions zum Schutz vor dem starken Wind. Wie Sardinen in ihrem eigenen Saft sitzen wir in unserem Bus an diesem heißen Tag und entschließen uns, beim nächsten Wegweiser zu einer Estancia abzubiegen, mit der Hoffung nach einem langen und verschwitzten Tag einen ruhigen und kühlen Übernachtungsplatz zu finden. „Estancia La Angostura“ steht auf dem verwitterten Brett. Wir folgen dem Schild. Nach einigen Kilometern immer noch nichts als Meseta, so weit das Auge reicht. Wir haben das Gefühl, als führe der Weg ins „Nirgendwo“. Nun senkt sich der Weg ein wenig, es folgt eine leichte Linkskurve und dahinter geht’s steil in einen kleinen Canion hinab. Eine Oase tut sich für unsere Augen auf. Saftig grüne Wiesen und ein weit zerstreutes Flussbett. Davor weidende Pferde und Kühe und eben die gesuchte Estancia La Angostura. Oben vom Weg aus ist der Einschnitt des Canion überhaupt nicht zu sehen. Der Blick über die Meseta reicht bis zum Horizont. Man ist regelrecht überrascht, wenn man von einer auf die andere Sekunde plötzlich vor dieser unerwartet fruchtbaren Landschaft steht.
Wir sind nicht die einzigen Gäste heute. Zwei kleine Reisegruppen aus Deutschland und Frankreich von je 6 Personen befinden sich zur Zeit hier. Der Besitzer der Estancia fragt uns ob wir heute Abend am Lamm-Asado mit den anderen Gästen teilnehmen wollen. Da wirkeine Lust mehr zum Kochen haben, sagen wir zu, ohne lang zu überlegen. Die Gautchos spannen die Lammhälften auf das Grillkreuz und wenden es immer wieder am Holzfeuer. Neben verschiedenen Salaten bekommen wir diese unvergleichlich zarten Lammteile serviert wie es sie eben nur hier in Patagonien gibt. Nach dem Essen sitzen wir noch gemütlich mit den anderen Gästen und den Arbeitern der Estancia zusammen. Die letzten Lichter gehen aus, nun wird auch der Stromgenerator abgeschaltet und das Knattern nimmt endlich ein Ende. Wir sitzen noch eine Weile in unseren Campingstühlen hinterm VW-Bus und genießen die Stille und den Glanz des südlichen Sternenhimmel.
Auch am darauf folgenden Tag erreichen wir Puerto Moreno noch nicht und übernachten noch einmal auf einer Estancia. Peggy die 70 jährige Besitzerin, erzählt uns, daß ihr Vater vor ca. 100 Jahren aus dem kleinen schottischen Dorf Gairloch, das uns ja nicht unbekannt ist, hierher ausgewandert ist und die Estancia aufgebaut hat. Bis 1991 hatten sie 12 000 Schafe, und als im selben Jahr im August auf der chilenischen Seite der Vulkan Hudson ausbrach, sind im Ascheregen 7000 Schafe verendet. Von da an versuchten sie sich ein zweites Standbein aufzubauen, den Tourismus. Im Garten ist ein kleiner Campingplatz eingerichtet und zusätzlich gibt es kleine Cabanas (Hütten) in denen Gäste übernachten können. Am anderen Tag verweilen wir nicht lange im nahegelegenen Örtchen Perito Moreno. Wir drehen nach Westen ab und wollen am Südufer des Lagos Buenos Aires entlang fahren, um dann später auf die chilenische Carretera Austral (Landstraße des Südens) zu gelangen. In Chile Chico gehen wir über die chilenische Grenze. Der zweitgrößte See Südamerikas, welcher sich über beide Länder erstreckt, hat in Chile seinen eigenen Namen. Hier heißt er Lago General Carrera. Es folgen 120 hochdramatische Kilometer. Die Straße wird steiler und führt kurz ins Hinterland bevor sie wieder an das Hochufer des Sees heranführt. Es geht nur sehr langsam voran. Die Straße schmiegt sich eng an die hohen Bergwände. Steinschlag, immer wieder liegen fußballgroße Felsbrocken vor uns auf dem Weg. Rechts geht’s senkrecht zum See runter. Michaela schließt die Augen und betet einen Vater unser nach dem anderen.
Am Paso de Los Llaves mussten 30 Kilometer Gestein aus der Felswand gesprengt werden. Wir haben einen grandiose Blick über den See und die Anden-Kulisse. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir das Dorf Puerto Guadal wo wir bei einer Familie im Garten übernachten. Das Ganze mit Seeblick und ringsum Hühner, Gänse und drei Hunde von denen wir noch nicht wissen ob sie uns beschützen oder ob wir eher Respekt haben sollten. Am nächsten Morgen geht es auf die Carretera Austral, die einzige Straße die weit in den kalten Süden Chiles reicht. Der Weg führt durch tiefe Wälder und an Vulkanen und Gletschern vorbei. 1981 hat man mit den Bau der Straße in diese wilde unwegsame Gegend begonnen. Heute soll sie bis kurz vor das patagonische Inlandeisfeld gehen. Einige Radfahrer die wir getroffen haben, erzählten uns, dass sie bereits bei El Chalten über die Grenze gegangen sind und von Villa O`Higgins die Carreterra Austral nordwärts gefahren sind. Für uns ist vor Cochrane Schluß. Die Straße ist immer schlechter geworden. Die Löcher immer größer und der Belag immer ruppiger. Die Stoßdämpfer schlagen durch. Das wollen wir unserem Fahrzeug nicht weiter antun.
Wir machen Kehrtwende und fahren Richtung Norden bis Coihaique und weiter Richtung Westen bis Puerto Aisen wo wir an einem wildromantischen See übernachten und fahren am anderen Tag die Mammutstrecke zurück nach Argentinien und die Cuarrenta hoch bis Esquel. An der Grenze lassen uns die Argentinischen Zöllner den Bus komplett ausräumen – reine Schikane. Fünf Zöllner „filzen“ uns über zwei Stunden lang und suchen angeblich nach Drogen mit einem Drogenhund der erst nach der fünften Anweisung sich herablässt unseren Bus zu betreten. Aber nach nur 3 Minuten hat er die Schnauze voll und verschwindet wieder. Die ganze Strecke danach bis Esquel sind wir stinksauer. Am Abend meint Michaela „ vielleicht haben sie uns zwecks deines Aussehens ( 14 Tage nicht rasiert) gefilzt“. Ich beschließe, mich ab sofort nie mehr zu rasieren.
Ganz Bayern scheint in Südamerika unterwegs zu sein. Auf dem Campingplatz in Esquel lernen wir Judith und Uwe aus Hof a. Saale kennen. Zwei von vielen Bayern, welche wir bis jetzt getroffen haben. Die beiden waren mit ihrem gelben Büchereibus (ehem. mobile Landkreisbücherei v. Hof) in Ländern wie Indien, Pakistan unterwegs und schwärmen aber ebenso von ihrem Trip durch die Fränkische Schweiz. Uwe, der seinen Job als Hauptschullehrer bereits zum zweiten mal an den Nagel gehängt hat, behauptet, dass man das Bier hier in Argentinien schon trinken kann, aber das beste Bier gibt es in Oberfranken. Lieber Uwe wir schätzen ja Dein Fachwissen, aber geographisch liegst Du mit deiner Behauptung nicht ganz richtig. Wir laden dich mal in die Oberpfalz ein!J . Nachdem wir am Abend gemeinsam gegrillt haben, sitzen wir noch bis weit in den Morgen hinein am Feuer. Und wenn uns das Holz nicht ausgegangen wäre, würden wir vielleicht heute noch dort sitzen. Uwe ist ein leidenschaftlicher Hobbykoch genauso wie Michaela. Und als beide so ins Schwärmen kommen, welche Gaumenfreuden es weltweit so gibt, beschließen wir noch einen Tag zusammen zu verbringen um am nächsten Abend gemeinsam zu kochen und zu schlemmen.
Uwe zaubert eine hervorragende Tom Yam. Dies ist eine scharfe thailändische Suppe mit verschiedenen Gemüseeinlagen und speziellen Gewürzen. Michaela überrascht uns mit Ghana-Chilly. Hier handelt es sich um ein afrikanisches oder besser gesagt um ein Ghanaisches Huhngericht (Rezept, siehe Hexenecke, unter Schmankerl). Das Huhn wird in Tomaten und Zwiebeln gegart und mit Ingwer und Knoblauch abgeschmeckt. Dazu wird Reis serviert. Es ist ein richtig toller „Feinschmecker-Abend“. Später gesellt sich noch John dazu – ein Amerikaner aus Seattle – und füllt uns mit seinen selbstgemixten Caipirinias ab. Es waren zwei wunderschöne Tage mit Judith und Uwe. Wir freuen uns jetzt schon darauf, den beiden wieder irgendwo in Südamerika zu begegnen.
Am nächsten Tag fahren Judith und Uwe weiter nach Norden. Wir besuchen den National Park Los Alerces mit seinen dichten Wäldern und zum Teil noch unberührten Seen und Wildwassern. Die Besonderheiten dieses National Parks sind seine bis zu 5000 Jahre alten Anden-Lärchen und Südbuchen. Zahlreiche Pflanzen die wir nur aus den heimischen Blumentöpfen und Balkonkästen kennen, wie Fuchsien, Orchideen oder Liliengewächse wachsen hier .
Es geht weiter, wir wollen Klaus und Claudia besuchen. Die beiden sind mit ihren beiden Töchtern vor vier Jahren in die Nähe von El Bolson ausgewandert. Wir haben vor ein paar Jahren ihr Buch „ Abgefahren- in 16 Jahren um die Welt“ gelesen und auch ihren Diavortrag gesehen. Klaus gibt mir eine Buschmachete in die Hand und los geht’s. Die Pfade sind von Hagebuttenstauden verwachsen, welche vor hunderten von Jahren mit den Einwanderern aus Europa nach Südamerika eingeführt wurden und hier zur Plage geworden sind. Immer wieder schlagen wir uns den Weg frei. Wir suchen die Frischwascherquellen auf seinem Land und finden sie dann auch. Glasklar und herrlich frisch ist das Wasser. Nach einiger Zeit sind wir zurück und mittlerweile sind ein paar Freunde von Klaus und Claudia eingetroffen. Juan der immer wieder zur Gitarre greift und ein paar Songs zum Besten gibt, schwärmt uns von seinen selbstgemachten Empanadas (gefüllte Teigtaschen) vor und lädt uns auch prompt am nächsten Tag zum Mittagstisch zu sich nach Hause ein.
Wir nehmen Anna und Mona, die Kinder von Klaus und Claudia mit, die mit Juan`s Tochter Maria Paz befreundet sind. Nicht zu viel hat uns Juan versprochen; seine Empanadas sind wirklich „weltbest“. Juan nimmt sich den ganzen Nachmittag Zeit und zeigt uns und den Kindern was die Natur so alles um El Bolson bietet. Nach einem erlebnisreichen Nachmittag fahren wir wieder zurück.
Vier wunderschöne Tage haben wir bei Klaus und Claudia verbracht. Für die beiden (den vieren) wünschen wir, dass wann immer Südamerikafahrer bei ihnen vorbeikommen es durchwegs nette Leute sind, welche die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der beiden nicht ausnützen bzw. diese zu schätzen wissen. Wir jedenfalls genossen die guten Gespräche mit den beiden und fahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge weiter – um wieder mal die Länder zu wechseln. Wir sind unterwegs nach Chile zur Insel Chiloe. Auf dem Weg dorthin besuchen wir Herbert und Isabel, die wir bereits in Feuerland kennen gelernt und die uns zu sich nach Hause eingeladen haben.
Ca. 80 Kilometer südlich von Osorno liegt das Städtchen Llanquihue am gleichnamigen See.
Ganz in der Nähe wohnen Herbert und Isabel, die hier aufgewachsen ist. Herbert hat sich hier ein Haus gebaut, in traumhafter Lage am Hochufer des Sees mit Blick auf den Vulkan Osorno.
Ach wie klein ist doch die Welt. Ebenfalls zu Besuch bei Herbert und Isabel sind Frank und Petra aus der Eifel. Die beiden sind mit dem Motorrad unterwegs und vor drei Wochen in El Chaiten hatten wir sie schon einmal getroffen. Herbert legt Steaks und Würste zum Grillen auf und wir sitzen noch lange gesellig in dieser wunderschönen Vollmondnacht zusammen.
Nach zwei Tagen nehmen wir Abschied und bedanken uns nochmals für die schöne Zeit hier. Sie waren tolle Gastgeber. Danke Isabel und Herbert!!! Heute haben wir den ersten Regentag seit unserer Ankunft in Südamerika vor zwei Monaten. Wir fahren über Puerto Montt nach Pargua, wo wir mit dem Fährschiff zur größten chilenischen Insel, Chiloe übersetzen. Obwohl die Überfahrt nur zwanzig Minuten dauert, ist die Insel nicht zu sehen. Nebel verschlingt das Eiland. Die Sicht ist gleich null und nun setzt auch noch Nieselregen ein. Erst gegen Abend befreit sich die Insel vom Nebelschleier und die Sonne zeigt sich noch mal kurz.
Chiloe ist nur 10 Kilometer vom Festland entfernt und ist doch eine andere Welt. Viele Menschen leben hier noch wie vor hundert Jahren. Die Wäsche wird noch mit der Hand gewaschen, ein Holzofen spendet Wärme und ist auch die einzige Kochgelegenheit, jedoch ein Fernsehgerät hat fast in allen Hütten und Häusern Einzug gehalten, welches man an den vielen Satellitenschüsseln erkennen kann. Die kleinen bunten Holzhäuser, die Vegetation (Palmen!), der Geruch von Fisch in den Küstendörfern, all dies könnte auch irgendwo in der Karibik sein.
Unsere Mission auf der Insel ist es, die Familie zu finden die mich bei meiner Radreise vor
16 Jahren beherbergt und verpflegt hatte. Wir haben weder eine Adresse, noch einen Namen. Alles was wir haben ist das Familienfoto, dass ich damals gemacht hatte.
Und ich wusste noch, dass der Familienvater Polizist war und das Haus auf der linken Inselhälfte an einem Weg der zum Meer führt, zu finden war. Somit haben wir ein Gebiet von 80 Kilometer Länge und 20 Kilometer Breite zu durchkämmen. Es gehen unzählige Wege zum Meer. Wir lassen uns von meinem Bauchgefühl leiten, fahren nicht jeden Weg an. Unzählige Male stellen wir uns Fragen, was wohl aus ihnen geworden ist, leben noch alle oder leben sie vielleicht nicht mehr hier auf der Insel Chiloe. Wir fahren über die Dörfer. Der Duft von Eukalyptus steigt uns in die Nase. Immer wieder zeigen wir Dorfbewohnern das Foto. Die Kinder kleben an unseren Fensterscheiben und ihre neugierigen Augen mustern das Innere unseres VW-Buses. Wir fahren Polizeistationen an. Noch mal ein neuer Weg, noch mal ein neues Dorf, wir sind kurz vorm Aufgeben. Letzte Polizeistation. Michaela kommt von der Polizeistation zurück. Ich schau ihr ins Gesicht. Ein Grinsen bis zu den Ohrwascheln (Ohren). In diesem Moment weiß ich, wir haben sie gefunden. Der diensthabende junge Polizist brach in Gelächter aus als er das Foto sah und wiederholte sich „ das ist Patricio, das ist Patricio“. Nun erinnere auch ich mich wieder an seinen Namen. Der Polizist ruft Patricio zu Hause an und keine fünf Minuten später stehen wir uns wieder gegenüber. Er erinnert sich gleich an mich, als ich ihm ein Foto mit mir und meinem Rad von damals in die Hand drücke. Wir haben uns beide kaum verändert, nur unsere Bäuche sind größer geworden J. Wir umarmen uns herzlich. Er fährt voraus und wir folgen ihm bis kurz außerhalb des Dorfes wo das Haus steht. Nun erkenne ich alles wieder. Hier hat sich nichts verändert.. Ich suche sofort den Platz hinter der Scheune wo mein Zelt stand. Selbst der abgefahrene Traktorreifen liegt noch auf dem gleichen Platz. Nur den Hund, der damals an meiner ganzen Lebensmittelration seine Freude hatte, den gibt es nicht mehr. Dafür aber einen Nachfolger. Urplötzlich kommen aus den Büschen ein Dutzend Ferkel auf uns zu. Zum Glück ist das Gatter dazwischen. Michaela holt gleich altes Brot und füttert die kleinen Schweine.
Nun kommt auch Patricia, Patricios Frau mit den Kinder, die sie gerade aus der Schule geholt hat, dazu. Patricio muß leider dienstlich an diesem Nachmittag weg. Wir werden ins Haus eingeladen wo es Limonade und Plätzchen gab. In der Mitte des Zimmers steht ein Holzofen. Dahinter befindet sich ein Karton aus dem immer wieder quietschende Laute zu hören sind. Es sind drei Tage alte Kücken. Patricia holt einen großen selbstgemachten Käseleib, welcher von der Milch der eigenen Kühen stammt und legt ihn auf dem Tisch. Mit einem großen Messer wird dieser von der Oma in mundgroße Stücke geschnitten und auf einen Teller gelegt. So sitzen wir alle zusammen um den Tisch und lassen uns den Käse schmecken, während wir versuchen, uns mit Händen und Füßen und unseren nun schon etwas besseren Spanischkenntnissen zu unterhalten.
Die Zweite von rechts im Bild ist Christina. Auf dem Familienfoto von 1991 hält Patricia Christina im Arm (Baby in blauer Strampelhose). Die anderen Kinder waren damals noch nicht geboren.
Hier ist wirklich die Zeit stehen geblieben. Kein Hightech, kein Internet, nichts. Zurück aus der Vergangenheit melden wir uns demnächst wieder.
Grüße Michaela und Raimund