Auch zwei Reisende bei einer Rast auf der Autobahnraststätte
Archiv für den Monat: Mai 2005
Internet
Ueberall in Grossbritannien, in der kleinsten Stadt oder auf den entlegensten Inseln, ist es moeglich sich in den Buechereien (Librarys) als Besucher registrieren zu lassen. Einmal registriert kann man im Durchschnitt pro Tag eine Stunde kostenlos ins Internet. Das Ganze wurde vom Staat angeleiert und von den Lotteriestellen gesponsert. Super Sache. Zum Vergleich im Internetcafe kostet 1 Stunde surfen im Durchschnitt 6 Euro.
Route: Ostküste Schottland – Nordwestschottland – Orkney Inseln – Shetland Inseln
Bevor wir mit unserem neuen Reisebericht wieder etwas „Reisefarbe“ in Euren Alltag bringen wollen, haben wir noch etwas auf dem Herzen:
Herzlichen Dank für all Eure lieben Einträge ins Gästebuch und den emails, mit denen Ihr uns immer wieder zeigt, dass auch Ihr an uns denkt! Ihr müsst wissen, dass es für uns schon ein „Heiliges Ritual“ geworden ist, bevor wir irgendetwas am Computer im Internetcafe arbeiten, gehen wir zuerst in die Rubrik Gästebuch und schauen, wer uns denn jetzt wieder ein paar liebe Zeilen geschrieben hat. Das versüßt uns sozusagen den Tag. Anfangs wollten wir allen, welche uns ins Gästebuch geschrieben haben, zurückschreiben, aber dann haben wir realisiert, dass wir dann nur noch vor dem „Ding“ sitzen würden. Und letztendlich sind die Reisebucheinträge ja von uns an Euch, also unsere Antwort auf Eure Zeilen. Danke Euch allen – keep doing it!!Und noch etwas wollten wir Euch allen mitteilen:
Unsere Mark-Meissner@t-online.de mailadresse funktioniert wieder. Dafuer aber funktioniert die windrose adresse nicht. Hi Hi Hi Also falls Ihr uns vielleicht schon eine mail geschrieben habt und wir haben uns noch nicht gemeldet, mag es vielleicht daran liegen (ausser natuerlich wir hatten zu viel zu tun!!). Die Mark-Meissner Adresse werden wir definitiv fuer die Zukunft behalten.
Route:
Ostküste Schottland – Nordwestschottland – Orkney Inseln – Shetland Inseln
Um zu Arbeiten ist es hier fast zu schön und außerdem erlaubt es unser Budget noch, die Zeit und das Land zu genießen.
Nach einer Woche an der Ostküste zieht uns die Einsamkeit und die raue Schönheit der Natur nochmals in den Nordwesten.
Eine Tierwelt welche bei uns nur noch selten oder gar nicht mehr zu sehen ist, können wir hier in nächster Umgebung beobachten. Zum Beispiel Hirsche. Bei unserer letzten Schottlandreise sahen wir, nachdem wir von einer Wanderung zurück kamen, ein Rudel Hirsche von ca. 50 Stück in der Nähe unseres Autos stehen. Da diese von uns durch einen Zaun getrennt waren, dachten wir „ aha ein Hirschgehege“. Vor ein paar Tagen jedoch kamen wir mit einem Förster ins Gespräch und er erklärte uns, die Zäune sind nicht da um die Hirsche im Gehege zu halten sondern um die Dörfer und Ortschaften vor den Hirschen zu schützen, da diese alle Setzlinge und Pflanzen anfressen. So sind viele Ortschaften komplett umzäunt und an deren Ein- u. Ausfahrten sind „Deergrids“ (Hirschgitter) installiert; dies sind quer über die Straße eingelassene Wannen die mit einer Art Gitterrost überspannt sind. Der Abstand von einem zum anderen Eisenträger ist genau so groß, das kein Tier, aber jedes Fahrzeug die Stelle überqueren kann. Wenn wir die Hirsche zusammenzählen welche wir lediglich in den letzten 6 Wochen hier gesehen haben, kommen wir auf an die 1000 Stück ohne Übertreibung!! (Ich weiß, ich persönlich neige manchmal zu Übertreibungen, doch Gott sei Dank habe ich einen guten Gegenpol. Also, ihr könnt es ruhig glauben). Der Förster hat uns erklärt, dass die Hirsche vieler Orts zur Plage werden. Leider kann man wenig gegen die große Population tun, da die Highlands im allgemeinen ein sehr sumpfiges Gebiet sind und die Gegend dadurch nicht überall zugänglich ist. Für uns „Zuseher“ allerdings ist es immer wieder faszinierend, so großen Herden von wildlebenden Tieren beim Grasen zuzusehen.
Dann ist da noch die Vogelwelt, Arten die bei uns zu hause selten geworden sind, wie das Auerhuhn, der Kuckuck, der Kiebitz, die Eiderente usw. Hier können wir diese teilweise in Scharen genießen. Jedes Mal wenn wir einen neuen Lagerplatz für die Nacht beziehen, begrüßt uns der Kuckuck.
Raimund behauptet, das ist immer der gleiche Kuckuck der uns hinterher fliegt und das schon durch ganz Großbritannien. (?) Irgendwie sind wir auch schon richtige „Birdwatcher“ Vogelbeobachter geworden. Auch wenn wir anstelle eines riesen Fernrohres – die ganz normale Ausführung der Britten – (sind so groß und sehen auch so aus wie Kanonen) nur unser Mini-Fernglas (sehr gute Leistung) benutzen.
Wenn wir von unseren bisherigen Schottlandreisen erzählten wurden wir oft gefragt: „Wie kommt ihr mit dem Essen klar“ Ehrlich gesagt, gar nicht. Bekannterweise besteht das schottische Essen zum Großteil aus Fastfood und frittierten Dingen. Sogar die besten Riesengarnelen werden hier frittiert. Aber wenn jemand wie wir, die Welt sehen will und mit „angezogener Handbremse“ Geld ausgibt, der verkneift es sich ohnehin in ein Restaurant oder Pub zu gehen. (In den Pubs bekommt man sogenannte Pubessen, welche die abgespeckte Version des Restaurantessens ist, aber auch horrend teuer für deutsche Verhältnisse, 7,50 Euro für eine Art Vorspeise, bis 20 -25 Euro das Hauptgericht). Einige Gerichte der schottischen Küche sind aber dennoch erwähnenswert. Haggis (Schafsinnereien zerhackt, mit Hafer vermischt und gewürzt), das schottische Nationalgericht, schmeckt besser als es sich anhört. Auch Wildgerichte, sehr zart, gut zubereitet und noch nicht mal frittiert! Zum Abschluss jedes Essens gehört natürlich ein gutes Glass Single Malt Whisky.
Allerdings haben wir in der Küche Schottlands und auch im Supermarkt Veränderungen in den letzten Jahren festgestellt. Vor Jahren gab es außer dem wabbeligen Toast (verzeiht unsere englischen Freunde, aber wir lieben unser gutes Schwarzbrot über alles!) rein gar nichts anderes zu kaufen. In den letzten Jahren kann man in den Supermarktketten tatsächlich ein sehr gutes französisches Baguette kaufen. Tja und gestern haben wir durch Zufall in einem Supermarkt einen Probierstand mit „deutschem Brot“ gesehen. Es sah nicht nur so aus, es schmeckte auch annähernd danach. Das gibt es aber noch nicht zu kaufen. Komische Verkaufsstrategien.
Soviel mal zwischen durch, nun zu unserer weiteren Reiseroute. Wie bereits oben erwähnt, zieht es uns noch mal in den Nordwesten, wo es nicht nur eine raue Bergewelt gibt, ja man glaubt es kaum, hier gibt es auch Sandstrände, die an einem sonnigen Tag vom Aussehen her mit denen der Südsee oder der Karibik locker mithalten können. Nur mit der Temperatur hapert es noch ein bisschen.
An solchen Plätzen bleiben wir natürlich auch schon mal ein paar Tage. Weiter führt uns die Straße immer wieder an verlassenen Dörfern und Bauernhäusern vorbei.
Je weiter wir nach Osten kommen, umso dichter ist das Land wieder besiedelt.
In Thurso (Nordschottland) angekommen, die erste größere Stadt nach einer Woche, füllen wir zuerst unsere Vorräte wieder auf. Seit ein/ zwei Jahren hat Deutschland. den Markt in Großbritannien erobert. Besser gesagt die Marktketten Lidl und Aldi. Es liegt uns fern, hier für diese Ketten Werbung zu machen, doch können wir beim Einkaufen im Vergleich zu den britischen Supermarktketten jede Menge Geld sparen. Für das Gemüse zahlen wir am Freitag und Samstag nur den halben Preis als an den restlichen Wochentagen. Und die Qualität ist genau so gut wie in den anderen Supermärkten. Viele Artikel kommen direkt aus Deutschland. Zum Beispiel der Mozzarella kostet 0,69 Schottische Pfund. Vierzehntage zuvor sahen wir diesen in einer anderen Supermarktkette für 1,29 Schottische Pfund. Wie wir den Mozzarella umdrehen und auf der Verpackung den Aufdruck des Herstellungsland suchten, staunten wir nicht schlecht: „ Hergestellt im Goldsteig-Milchwerk, Cham in der Oberpfalz“.
Es sind die letzten Tage auf dem schottischen Festland. Beim Leuchtturm am Dunnet Head, wo wir schon mal vor ca. drei Wochen übernachteten, schlagen wir unser Nachtlager auf.
Das letzte Mal sahen wir nur in der Ferne die Orkney Inseln. Dieses Mal, besser gesagt auf dem darauf folgenden Tag, nehmen wir die Fähre zu den Orkney Inseln. Die raue See schaukelt das alte Fährschiff nach eineinhalbstündiger Überfahrt in den sicheren Hafen von St. Margaret`s Hope. Nach kaum einer halben Stunde auf der Insel unterwegs, merken wir – dies ist eine andere Welt. Der krasse Gegensatz zu den schottischen Highlands. Weites flaches Farmland, überall grün mit weidenden Schafen und Kühen. An fast jeder Stelle der Inseln haben wir Blickkontakt zum Meer. Im Westen wird es dann doch etwas steiler und es gibt sogar Klippen.
Die Orkney Inseln und besonders die Bucht Scapa Flow sind ein Paradies für Wracktaucher. In den beiden Weltkriegen waren diese Schauplatz kriegshistorischer Ereignisse mit deutscher Beteiligung. Die Hochseeflotte des Deutschen Kaiserreiches, zur damaligen Zeit die zweitgrößte nach der britischen, wurde im November 1918 im Heimathafen der britischen Marine in die Bucht von Scapa Flow interniert. Die Schiffe wurden entwaffnet und von den Briten überwacht. Eine Notbesatzung aus deutschen Matrosen befand sich auf jeden der über 70 Schiffe. Nachdem die britische Flotte am Morgen des 21. Juni 1919, Scapa Flow zu einem Manöver in die Nordsee verlassen hatte, gab der Kommandeur des internierten Verbandes, Konteradmiral Ludwig von Reuter, das Kommando zur Selbstversenkung aller deutschen Schiffe. Er nahm an, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag nicht annehmen werde und die Feindseligkeiten am nächsten Tag wieder aufgenommen werden würden. Als die britische Flotte vom Manöver zurückkam, war Scapa Flow im wahrsten Sinne des Wortes ein Trümmermeer. Im zweiten Weltkrieg gelang einem deutschen U-Boot das Unmögliche. Kapitänleutnant Günter Priem konnte mit der U-47 in einen der zwei Zugängen zur Bucht unbemerkt einzudringen und das Kriegschiff HMS Royal Oak mit 1400 Mann Besatzung zu versenken. In der Kathedrale von Kirkwall fanden wir einen Gedenkstein, der an die über 880 Seeleute erinnert, die bei dieser Versenkung ihr Leben ließen. Die Wracks der gesunkenen Schiffe wurden weitestgehend gehoben, einige verblieben jedoch am Meeresboden. Noch heute zieht Scapa Flow Taucher aus aller Welt an.
Uns zieht es noch weiter in den Norden, zu den Shetland Inseln (60. Breitengrad). Auf ca. halbem Wege zwischen Schottland und Norwegen liegt das Archipel mit seinen hundert Inseln, 22000 Einwohnern und 330 000 Schafen.
Diesmal wird es eine Nachtfahrt. Um 23.15 Uhr fahren wir in den Bauch des Fährschiffes. Nachdem wir unser Schlafgemach bezogen haben und das Schiff bereits abgelegt hat, gehen wir beide noch mal an die Reling um frische Meeresluft zu schnappen. Es ist bereits 0.10 Uhr und im Norden dämmert es noch immer. Das Meer ist heute Nacht recht ruhig. Die Fahrzeit von den Orkneys zu den Shetland Inseln ist mit 7 ¾ Stunden angegeben. Die rhythmischen Geräusche der Schiffsmotoren beschleunigen sogar unser Einschlafen auf den relativ bequemen Schlaffsesseln, die eher wie Kinosessel aussehen. Kurz vor 7.00 Uhr weckt uns dann eine Stimme aus dem Lautsprecher „ In einer halben Stunden legen wir in Lerwick an“. Nach dem „auschecken“ fahren wir auf eine Anhöhe über Lerwick, wo wir erst mal Frühstücken.
Wir legen für die nächsten Tage unsere Fahrroute fest.
Heute kommen wir noch bis zum westlichsten Punkt des Mainlands wo wir einen herrlichen Standplatz für die Nacht beziehen. Neben einen Leuchtturm hoch oben auf den Klippen mit unendlicher Weitsicht aufs Meer. Der Wind wird immer kräftiger. Nach reichlicher Überlegung beschließen wir einen neuen, etwas geschützteren Standplatz zu beziehen. In der Nacht kommen auch noch heftige Regenfälle dazu. Ich bin noch so im Halbschlaf, als ich Michaela „Oh Gott …. wir stehen mit unserem VW-Bus in einem Bach“ höre. Da wo vor sechs Stunden noch trockener Boden war, ist nun ein Bachlauf. Der Boden ist Gott sei Dank gefestigt und wir haben keine Probleme unser Fahrzeug wieder auf den Weg zu bringen. Der Wind und der Regen werden immer heftiger. Nun sieht man sogar die Regenwände, die der Wind umher schiebt. Wir verbringen den Tag mit Lesen und schauen uns DVD-Filme auf unserem Laptop an, die wir extra für solche „ extremen Sonnentage“ mitgenommen haben.
Im Laufe des nächsten Tages wird es auch noch kälter. Wir haben Tageshöchstwerte so zwischen 4 ° – 7° C. Wir lassen die Standheizung fast stündlich laufen. Am Abend, als wir auf unserem Weltempfänger über die Deutsche Welle die Wetteraussichten für Deutschland hören, trauen wir unseren Ohren nicht. “ Hamburg 31° C, Frankfurt 30 ° C und München 28 ° C “. Das Wetter ändert sich auch die folgenden beiden Tage nicht. Heute Morgen hatten wir es satt und fuhren in die Inselhauptstadt nach Lerwick wo wir noch bis vor ein paar Stunden im Whirlpool des Inselhallenbades saßen und geistig bei den sommerlichen Temperaturen in Deutschland weilten.
Route: Nordwestschottland
Highlands and Islands
Heimatliche Gaumenfreuden. Das Geräucherte, der Leberkäse, die Käsekrainer und die Brezn aus der Heimat sind nicht nur Raritäten hier am Dunnet Head, dem nördlichsten Festlandpunkt Schottlands, sondern eine Delikatesse für unsere Gaumen. Die ersten Versorgungspakete aus der Heimat haben uns nach achtwöchiger Abstinenz dieser
„wichtigen bayerischen Lebensmittel“ erreicht. Von Dunnet Head aus haben wir eine wunderschöne Aussicht hinüber zu den Orkney Inseln, die die untergehende Sonne gerade in ein gelbgoldenes Licht tauchen.
Wir fahren weiter bis nach Thurso, wo wir uns nochmals mit Lebensmitteln und Kraftstoff für ca. eine Woche eindecken. Wir haben die Nordwest- Highlands vor uns. Der nächste größere Ort von hier aus mit Supermarkt ist Ullapool und liegt ca. 160 Meilen (257 km) entfernt im Westen. Dazwischen eine überwiegend menschenleere Gegend mit wenigen Orten. Die Ansiedlungen bestehen selten mehr als aus einem Dutzend Häusern. Nach der „Säuberung“ Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend nur wieder wenig besiedelt. Es ereignete sich zum Beispiel im Winter 1819 um die Gegend des Ben Hope folgende Tragödie: Die Grundbesitzer hatten beschlossen, über hundert junge Pächterfamilien zu vertreiben. Sie wurden gegen ihren Willen auf ein Schiff nach Ontario/ Kanada gebracht. Gleich nach der Abfahrt geriet das Schiff in einen Wintersturm. Angeblich sind alle Personen ums Leben gekommen. Die Gutsbesitzer ließen gleich daraufhin die meisten Häuser der zwangsevakuierten Kleinbauern zerstören, um die Steine zum Straßenbau zu verwenden. Auch heute noch hat sich kaum mehr jemand in der Gegend angesiedelt. Die Reise durch die Nordwesthighlands ist auch eine Reise in unsere eigene Vergangenheit. Wir nehmen die gleiche Strecke, die wir bereits vor zehn Jahren fuhren, als wir das aller erste Mal in Schottland waren. An viele Plätze können wir uns noch ganz genau erinnern und fast auf den Meter genau sagen, wo unser Zelt damals stand.
Hier im Nordwesten Schottlands findet man noch eines der wenigen Naturparadiese Europas. Die Straßen führen an entlegenen Lochs (Lochs sagen die Schotten zu jedem See oder Seearm) vorbei und durch einsame Bergwelt. Die Schotten sind übrigens sehr naturliebende Menschen und haben teilweise ausgefallene Hobbies, zumindest für uns Festlandeuropäer. Da gibt es z.B. das „Munro-bagging“ oder das „Rain-watching“.
Munro-bagging (Munro knacken): „Munro“ lautet das Zauberwort, welches die schottischen Herzen höher schlagen lässt, benannt nach dem Schotten, Sir Hugh T. Munro, der 1896 alle Berge in Schottland die höher als 3000 Fuß (914 Meter) sind, aufgelistet und beschrieben hat. Hiervon gibt es 277 Munro-Berge. Im Jahre 1890 glaubte man noch, dass es höchstens dreißig solcher Berge in Schottland gibt. Heute gilt das „Munro-bagging“ wie diese Sucht offiziell heißt, als selbstverständlicher Bestandteil eines schottischen Bergsteigerlebens. Kinder, Rentner, selbst ganze Familien mit Hunden haben inzwischen die gesamte Runde gedreht. Dann gibt es noch neben den hunderttausenden Bird-Watchern (Vogelbeobachter) die Spezies der Rain-Watchers (Regenbeobachter), die nur darauf warten, dass sobald als möglich wieder ein Tief aufzieht. Dann geht es raus und es wird genauestens festgelegt, wann und wo welche Art von Regen beobachtet oder entdeckt wird. Ja, es gibt zum Beispiel Regenarten, die wurden in den letzten 40 Jahren nur zwei- oder dreimal gesichtet. Mittlerweile gibt es schon ganze Clubs von Rain-watchern.
Uns ist es lieber, wenn wir draußen keinen von diesen „Regenbewunderern“ sehen, denn dann wissen wir, wir haben gutes Wetter. Uns zieht es eher in den Bann des Bergwanderns. In der Nähe des Dorfes Achiltibuie, übrigens ist dort die größte Dudelsackschule Schottlands, begegnen wir einem alten Bekannten, namens Stac Pollaidh. Es ist ein Berg mit einem außergewöhnlich zackigem Gipfelkamm, welchen wir bereits vor zehn Jahren schon einmal bestiegen haben. Vom Gipfel aus hat man eine märchenhafte Aussicht auf die uralten Berge Caledoniens.
Nach einer Woche in den Highlands, erreichen wir Ullapool und das erste was wir tun – wir suchen uns einen Campingplatz mit heißer Dusche. Wir fahren weiter zu den abgelegenen Inseln der Inneren Hebriden. Schottland ist umgeben von 790 Inseln von welchen lediglich 130 bewohnt sind. Um auf die Inseln im Westen zu kommen, muß man eine der Fähren der Firma Caledonien Mac Brayne benützen. Die meisten Inseln kann man das ganze Jahr anfahren, lediglich die kleineren und am weitest entferntesten sind nur in den Sommermonaten zu erreichen. Auf all den Inseln und der gesamten Westküste von Schottland sprechen die meisten Menschen Gällisch. Genau wie das Gällisch in Wales ist auch hier das Gällisch Teil der sehr alten Gällischen Sprache.
Schottland fasziniert uns immer noch – lediglich mit der Mülltrennung welche hier praktiziert wird, sind wir nicht einverstanden. Im Straßengraben kann man hier alles finden, angefangen von alten Autos bis hin zu Kühl- und Gefrierschränken und das auch an Plätzen welche als Aussichtspunkt bezeichnet werden. Schöne Aussichten!!
Unsere nächste Geschichte findet auf der Isle of Mull statt:
Schafe, Lämmer, Schafe, Lämmer. Es ist irrsinnig, wie viele weiße Flecken man hier überall sieht, auf den Hügeln, den Feldern und auch auf den Straßen. Die meisten Schafe leben hier wie im Paradies. Die Lämmer sind immer zusammen mit den Müttern auf den Feldern, welche nicht durch Stacheldrahtzäune begrenzt sind. Die einzige Begrenzung ihres Daseins sind die „Cattle grid“, in den Boden eingelassene Metallstreben. Die Territorien von einem Cattle grid zum nächsten sind sehr oft so lang wie das gesamte Tal (glen) im Durchschnitt etwa 5 km.
Eine sehr lustige Begegnung mit Schafen haben wir auf der Isle of Mull. Wir finden einen phantastischen Übernachtungsplatz am Loch na Keal, direkt am Meer. Das Wetter ist warm und sonnig. Wir sind die einzigen hier, außer uns nur Schafe. Das ist genau das richtige Wetter und die richtige Umgebung um einen Frühjahrsputz am Bus durchzuführen. Als wir gerade am Putzen sind, hören wir schon von weitem einen Transporter, welcher konstant die Hupe betätigt. Wir wundern uns warum er dies tut. Auf einmal kommen sämtliche Schafe aus allen Richtungen von weit her und rennen was das Zeug hält in Richtung des Transporters. Määääh! Määääh! Der Transporter hält und ein Bauer entsteigt dem Transporter mit einem blauen Plastiksack. In diesem Plastiksack – Ihr habt richtig geraten – ist zusätzliches Futter für die Schafe auf dass sie wohl äußerst scharf sind. Dies ist nun die Vorgeschichte der eigentlichen Geschichte.
Am nächsten Tag – wir sitzen in unserem Bus beim Frühstücken – entscheiden wir uns noch hier zu bleiben, da es ein wirklich fantastischer Platz ist. In diesem Moment bemerken wir, dass sämtliche Schafe in unserer Sichtweite sich Richtung Straße bewegen. Ah, das muß der Bauer mit dem Zusatzfutter sein, denken wir. Nur komisch, bis jetzt hatten wir die Hupe noch nicht gehört. Naja, wahrscheinlich haben Schafe einfach den besseren Instinkt, sie spüren es wohl schon, dass der Bauer gleich kommt. Ahja jetzt kommt der weiße Transporter – oh nein, es ist ein weißer Camper. Alle Schafe fangen nun an zu laufen – ihr Ziel der weiße Camper. Überall hört man nun „Määäh, määäh“ die Schafe sind aufgeregt und schon voller Vorfreude auf ihr Futter. Ein Blick in das Gesicht des Fahrers zeigt uns, dass dieser die Situation noch nicht so recht einschätzen kann. Heißt es nicht, Schafe sind friedfertig und eher scheu. Aber das da sieht nun wirklich nicht danach aus. Er fängt also an zu hupen. Oh je das hätte er dann doch besser nicht getan. Die Schafe haben innerhalb ein paar Minuten den Camper komplett eingeschlossen und der Fahrer des Campers ist kurz davor in Panik auszubrechen. Er entschließt sich, den Camper abzustellen und zu warten. Irgendwie hat das Leitschaf wohl gemerkt, dass hier ein Fehler vorliegen muß und der Camper doch nicht der Bauer mit dem guten Futter ist. Ein kurzes lautes Blöken und alle Schafe drehen sich um und lassen den Camper weiterfahren. Raimund und ich schauen uns an und können uns kaum noch halten vor Lachen. Tja das war wohl ein bisschen zu früh.
Ich verlasse den Bus um mir meine Zähne zu putzen. Gerade als ich draußen stehe, merke ich es ist doch noch etwas frisch und schnappe mir meinen blauen Anorak. Ihr erratet wohl was nun passiert. Die Farbe blau, hört sich ein bisschen wie Plastik an?! – Ah da ist unser Bauer, er stand die ganze Zeit hier ohne dass wir ihn bemerkt haben. Ein kurzes und lautes „Määäh“ und die gesamte Ho(e)rde kommt auf mich mit rasantem Tempo zugelaufen. Im ersten Moment denke ich: Was habe ich denn falsch gemacht, Schafe sind doch so friedlich und auf einmal kapier ich und fange an lauthals zu lachen. Das hält aber die Schafe nicht ab, weiter in meine Richtung zu laufen. Nun bin ich von ca. 50 laut blökenden Schafen umrundet. Was soll ich nur tun, also irgendwie muß ich ihnen zu verstehen geben, dass ich nicht ihr geliebter Bauer mit dem Futter bin. Ich fange also an ihnen dies zu sagen bis auf einmal Raimund aus dem Bus brüllt: „Die können Dich doch gar nicht verstehen, Du sprichst zu ihnen in Deutsch. Das sind englisch sprechende Schafe“ Also erzähle ich das Ganze noch einmal auf Englisch. Auf einmal legt das Leitschaf seinen Kopf zur Seite als ob es überlegen würde:“ Also entweder der Bauer treibt heute ein Spielchen mit uns oder das ist gar nicht unser Bauer.“ Danach das schon bekannte kurze „Määh“, es dreht sich um und all die anderen Schafe auch und sie gehen davon. Ich stehe immer noch vor dem Bus wie angenagelt mit meiner Zahnbürste in der Hand, während Raimund sich drinnen im Bus den Bauch hält vor Lachen. Keine Ahnung ob das Schaf mich wirklich erst verstanden hat, als ich Englisch sprach aber mich würde wirklich interessieren was für eine Art Futter der Bauer seinen Schafen gibt, die sind ja direkt süchtig danach.
Wir sind bereits auf der Isle of Skye, der größten Insel der Inneren Hebriden. Das erste was uns einfällt, eine CD von Runrig einlegen. Skye ist der Ursprung der schottischen Rockgruppe Runrig. Die Musiker verstehen es exzellent, traditionelle Folksmusik mit gutem Rock zu mischen. Sie schreiben ihre Musik und Texte selbst und ein Großteil der Songs wird in gälischer Sprache interpretiert. Ihre Fangemeinschaft reicht weit über Schottlands Grenzen hinaus und die Konzerte sind oft schon Monate zuvor ausgebucht. Letztes Jahr sind wir extra zu einem Runrig Konzert in der Nähe Aberdeen´s (Ostküste Schottlands) gekommen. Nun wo wir nicht mehr in Regensburg wohnen, kam Runrig dieses Jahr im April nach Regensburg.
Nun weiter zur Insel Skye. Sie ist ein hervorragendes Revier für Bergwanderer und Bergsteiger. Das Trotternish-Massiv im Nordosten der Insel lädt von mehrstündigen bis zweitägigen Wandertouren ein.
Die raue Schönheit der Natur ist kaum mit Worten zu beschreiben. Auch die Berge im Süden der Insel „The Cuillins“ stehen an Schönheit dem Massiv im Nordosten in nichts nach. Wir haben bereits die zweite Maiwoche und bisher mit dem Wetter viel Glück gehabt, denn Skye ist nicht gerade für sonniges u. warmes Wetter berühmt. Tagsüber hatten wir eigentlich schon
angenehme Temperaturen. Nur in der letzten Nacht auf war es recht kalt. Unsere Standheizung musste noch mal herhalten. Am Morgen trauten wir unseren Augen nicht. Die Berggipfel hatten alle eine weiße Haube bekommen. Es hatte über Nacht nochmals geschneit.Die Luft war so klar, dass man sogar die schneebedeckten Gipfel der Applecrosshalbinsel auf den Festland sehen konnten.
Nun dies wars wieder mal. Wir müssen los denn es wurden weitere Versorgungspackete angekündigt die auf dem Postamt in Onich auf uns warten.
Bis demnächst !!!
Michaela und Raimund